Groovy! Gestern lief bei Starz die erste Folge zur Serie «Ash vs. Evil Dead», welches das Evil Dead-Franchise nun in Serienform fortsetzt. Sam Raimi, Schöpfer des Originals, sein langjähriger Produktionspartner Rob Tapert und der Hauptdarsteller aller drei Originalfilme Bruce Campbell sind bei der Produktion mit an Bord. Nach Jahren der Gerüchte über eine Fortsetzung und endlosen Merchandising Waren wie Figuren oder Survival-Horror-Spiele oder mehreren Crossover-Comics, kann der Kettensäge-schwingende, Boomstick-Einhand-Störenfried endlich wieder bejubelt werden! Schon die ersten 4 Minuten zeigen, dass die Serie den Horror und den absurden Humor der Filme fortführt und damit die Fans rundum zu begeistern vermag! Hail to the King!
Die erste Folge beginnt mit Deep Purples «Space Truckin'», die siebte und letzte Hymne auf der Scheibe «Machine Head», einem misanthropischen Science-Fiction-Abenteuer, das zu einer Zeit erschienen ist, als sich einige Rock’n’Roll Bands wie David Bowie oder Pink Floyd mit dem Thema befassten. Der Song ist bezeichnend für die damalige Zeit und kommt Jahrzehnte später etwas dumpf und mit süchtig machendem thrill daher. Ähnliches könnte man über Sam Raimis Kult-Horror-Franchise und Bruce Campbell, dem Anti-Helden Ashley «Ash» Williams sagen. Hier sehen wir Ash 30 Jahre später, mit provisorischem Korsett und glänzendem Zahnersatz in einem slummingen Trailer-Park, in seinem Wohnmobil. Zu Deep Purple erleben wir des Königs «feierliche Rückkehr» und wie er sich für den abendlich Aufriss bereit macht. Dazu trinkt er Hohes-C, um wenige Minuten später sich auf den Weg in die Stadt und die Bar zu machen, wo er natürlich eine Dame zum Sex auf der Toilette überreden kann. Doch für Ash wird es Bad Sex wie ihr euch in den ersten vier Minuten ansehen könnt.
Ash, der Veteran, der früher als Regalauffüller im S-Mart gearbeitet hat und bei einem Trip in den Wald ein uraltes Buch, das Necronomicon, findet, welches das Unheil verkundet und das Böse losbrechen lässt, ist über all die Jahre nicht viel Schlauer geworden. Ihm kommt in den Sinn, dass er vor Kurzem im Drogenrausch aus dem Necronomicon vorgelesen hat, was das Böse wieder erweckt und die Dämonen auf ihn und die ganze Welt losgehen lässt! Doch was zur Hölle ist nur aus dem Helden aus dem Mittelalter geworden? Nach all den Wirren pflegt er immer noch einen schmutzigen Lebensstil. Was erklären könnte, warum er immer noch als mieser Regalauffüller bei einer anderen Supermarktkette, dem Value Stop sich durchschlagen muss. Wir erinnern uns noch, als er einmal stolz erklärte: «In my own way, I am king.», tja, da hat man sich wohl ein ganz kleines Königreich geschaffen. Im Supermarkt arbeitet Ash mit dem Reinigungskraft Pablo Simon Bolivar (Ray Santiago) zusammen, einem 20 Jährigen mit honduranischen Wurzeln, dessen Onkel ein Schamane war, ein Brujo, der ihn vor solchen Übeln warnte und auch sagte, dass er Ausschau halten soll nach einem Führer, einem El Jefe und natürlich glaubt Pablo nun, dass dieser Führer Ash sei. Pablos Liebe gehört der neuen Mitarbeiterin Kelly Maxwell (Dana DeLorenzo), auch um die zwanzig, aber weit zynischer und durch den kürzlichen Verlust ihrer Mutter unnahbar. Ihre spitze Zunge und Ash Sprüche werden in den kommenden Episoden sicherlich noch einiges zu Lachen bieten.
In den letzten 30 Jahren hat Ash sich davor gedrückt, Verantwortung zu übernehmen, erwachsen zu werden und sich dem Evil Dead zu stellen. Nun muss sich aber Ash den Dämonen stellen – seinen persönlichen und denen aus Fleisch und Blut. Denn das Schicksal hat kein Interesse daran, den unkonventionellen Helden aus den Fängen des Bösen zu befreien. Der idealistische Immigrant Bolivar wird Ashs treuer Sidekick, ähnlich Sancho Panza bei Don Quixote. Sein Begleiter glaubt an Ash und den Helden, der in ihm steckt, auch wenn Ash selbst es nicht tut. Kelly ist ein launenhafter Wildfang, die versucht vor ihrer eigenen Vergangenheit davonzurennen. Gegen ihren Willen wird sie in Ashs und Pablos Kampf gegen das Böse verstrickt und findet bei ihnen eine Art Ersatzfamilie. Die ganze Stadt steckt in Schwierigkeiten und sind so nicht nur das perfekte Futter für die Kraft der Dämonen, sondern muss sich auch durch eine ausgewählte Handvoll frischer Gläubigen und Krieger behaupten. Eine der tapferen Seelen ist Amanda Fisher (Jill Marie Jones), eine Michigan State Police Officer, die ihren Partner nach einem gruseligen Hausbesuch mit einer Deadite an die Dunkelheit verliert.
«El Jefe» macht eine Menge Spass in seinen manischen 40 Minuten. Sam Raimi, seinen älteren Bruder Ivan und TV Schreiber Veteran Tom Spezialy machen jedenfalls mit ihrem Skript einiges richtig und präsentieren einen grossartigen Mix aus Horror, Spannung, und Comedy und schaffen damit den Wunsch nach mehr. Auch die Kamera beherrscht Raimi wie gewohnt und verpasst den Szenen damit sein Markenzeichen aus Zauberei, unmöglichen Winkeln, Schleudertrauma-Schnitten und den bekannten POV-Aufnahmen der unsichtbaren Kraft aus den Originalfilmen. Campbell, mittlerweile auch schon 57 Jahre alt, zeigt uns, dass er ein bemerkenswerter Schauspieler ist, der an den Rand der körperlichen Leistungsfähigkeit geht, wo noch so mancher der kühnsten Stunt-Koordinatoren vor Schmerzen zusammenzucken würde. Bereits in der ersten Episode lässt Raimi seinen langjährigen Freund Blumentöpfe über den Kopf zerschlagen und sich in Glasscheiben werfen. Mit Slapstick führt Campbell in seiner berühmtesten Rolle mit Leichtigkeit durch die Serie, die auf eine spannende und grossartige Zukunft für die eingefleischten Fans hoffen lässt.
Neun weitere Episoden à 30 Minuten pro Folge warten noch auf uns, die zusammen auf rund 310 Minuten kommen werden. Die Original-Trilogie kommt im Vergleich «nur» auf armselige 257 Minuten. Von der ersten Staffel der Serie «Ash vs. Evil Dead» wurden 10 Episoden produziert, eine 2 Staffel ist bereits in der Mache. Die vorangehenden Mythologie der Filme wird mit frischen neuen Themen erweitert und es entsteht zu keiner Sekunde Langeweile oder staubigen Nostalgie, da die Vergangenheit zwar angeschnitten, aber nicht ins Zentrum gestellt wird. So wird aus dieser Serie der eigentliche vierte Teil der Evil Dead Filme. Ein grossartiger Start in ein (vielleicht) lautes und donnerndes Abenteuer, wenn die viel versprechende Chemie der Pilotfolge und der Humor beibehalten und durch tiefere und spannende Dinge ergänzt wird. Ein grossartiger Start und ich bin schon auf die kommende(n) Folge(n) gespannt!